„Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“

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Wie gut sind die deutschen Feuerwehren auf große Waldbrände vorbereitet?

Der Sommer 2019 hat noch gar nicht richtig begonnen, da ist das schon eine der beherrschenden Fragen. Die letzten Tage brachten zwar einige Niederschläge mit sich, dennoch ist die erste Trockenphase des Jahres schon gezählt. Und direkt kam es zu teils großen Waldbränden. In mindestens zwei Fällen wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Rückblick auf das Jahr 2018

Bereits nach dem Rekordsommer 2018 mit großen Brandereignissen, die die Feuerwehren teils wochenlang beschäftigten, wurde diskutiert, ob die Feuerwehren angemessen ausgerüstet sind.

Im April forderte der Deutsche Feuerwehrverband eine breitere Ausstattung mit Löschhubschraubern.

Einsatz eines Löschhubschraubers
Einsatz eines Löschhubschraubers, Bild von skeeze auf Pixabay

Der Tagesspiegel hat unter der Überschrift „Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“ aktuelle Informationen und Meinungen zu der Thematik eingeholt. Wir finden, es ist ein lesenswerter und informativer Artikel geworden.

Haben wir die richtige technische Ausstattung?

Einerseits werden die schnell aufgestellten Vergleiche zu Waldbränden in Südeuropa, ob Portugal oder Griechenland, erläutert und relativiert. Andererseits werden aber auch die besonderen Herausforderungen in Deutschland beleuchtet.

Feuerwehren in Deutschland sind ideal für Gebäudebrand ausgestattet – für einen Brand im freien Gelände dagegen kaum. „Wir sind vor Stichflammen fantastisch geschützt. Aber wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“, sagt Karl-Heinz Knorr. Leichtere Kleidung sei durchweg nicht vorhanden.

Tagesspiegel, „Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“ vom 22.04.2019

Deutschland hat eins der dichtesten Feuerwehrnetze der Welt. Und auch die technische Ausstattung ist, im Quervergleich zu anderen Ländern, in der Regel angemessen, teilweise auch herausragend.

Tanklöschfahrzeuge im Pendelbetrieb, Bild von Rico Löb auf Pixabay

Und doch ist eine spezifische Ausstattung für große Wald- und Flächenbrände eher selten. Löschfahrzeuge wurden tendenziell in den vergangenen Jahren immer größer und schwerer, häufig nach dem Motto: „lieber noch tausend Liter Wasser mehr auf das HLF“. Doch die meisten dieser Fahrzeuge verlassen besser nicht die asphaltierte Straße.

Die Vorhaltung von speziellen Waldbrandausstattungen, wie D-Schläuche, Wasserrucksäcke oder Waldbrandhacken, wurden vor einigen Monaten eher belächelt, erst langsam ändert sich dazu die verbreitete Meinung.

Fachleute machen bereits seit langem auf diese Themen aufmerksam. Dennoch stockt die Verbreitung (noch.)

Die Schutzkleidung schützt vor Wärme, aber liefert uns auch der Wärme aus

Brandschutzbekleidung
Brandschutzbekleidung, Bild von Emilie Bergman auf Pixabay

In den vergangenen Jahren hat eigentlich jede Komme spezielle Brandschutzbekleidung beschafft. Ob es nun die sogenannte HuPF-Kleidung (Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzbekleidung) ist oder nach EN 469 (Schutzkleidung für die Feuerwehr – Leistungsanforderungen für Schutzkleidung für Tätigkeiten der Feuerwehr), der Schutz bei intensiven Wärmeeinwirkungen, wie zum Beispiel einer Stichflamme im Innenangriff, wird schon einige schwere Verletzungen oder gar Todesfälle verhindert haben.

Doch nur selten wird die Frage gestellt, wie häufig es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommt bei Einsätzen, deren Wärmeeinwirkung nur aus Umgebungstemperatur und Sonneneinstrahlung besteht.

Beim Großbrand nahe Potsdam im Sommer 2018 löschten die Feuerwehrleute zum Teil oberkörperfrei – oder kollabierten in der schweren Montur nach Stunden in der Sonne.

Tagesspiegel, „Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“ vom 22.04.2019

Das Ergebnis einer Gefährdungsbeurteilung für solche Einsätze müsste zwangsläufig den Bedarf an einer leichten Schutzkleidung ergeben. Und wie vor rund 20 Jahren bei der „schweren“ Brandschutzbekleidung werden jetzt wieder die gleichen Fragen gestellt: „braucht es das wirklich“? Im schlimmsten Fall wird es ein Lernen aus gemachten Erfahrungen (hoffentlich sind diese nicht zu schmerzvoll).

Brauchen wir die FwDV Waldbrand?

Regelmäßig können wir in den Sommermonaten ausgebrannte Feuerwehrfahrzeuge sehen. In der Regel hatte sich bei einem Stoppelfeldbrand der Wind gedreht oder eine anderweitig bedingte Brandausbreitung ergeben.

Da wird es Fälle geben können, die sich auch bei bester Ausbildung nicht verhindern lassen. Wenn die Feuerwehr zum Einsatz kommt ist schon etwas schief gegangen, das kann sich auch mal wiederholen.

Flächenbrand
Flächenbrand, Bild von Bartek Zakrzewski auf Pixabay

Und doch sollte die Ausbildung hinterfragt werden. Angriff mit oder seitlich zum Wind sollte kein Zufall sein, sondern Ergebnis einer fundierten taktischen Bewertung.

Die Ausbildung der Feuerwehrleute muss sich an die neue Gefahrenlage anpassen. „Wald- und Flächenbrandbekämpfung ist bislang kaum vorgesehen“, sagt Knorr. Ein Feuer auf freier Fläche unter Kontrolle zu bringen und zu ersticken, fordert andere taktische Überlegungen als ein brennendes Auto oder Gebäude. „Den Windeinfluss muss man kalkulieren.“

Tagesspiegel, „Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“ vom 22.04.2019

Doch wie werden sich die vielfältigen Maßnahmen zeitnah umsetzen? Und muss sich jede Kommune, jede Feuerwehr, selbst mit diesen Fragen befassen?

Es muss nicht direkt die Feuerwehrdienstvorschrift für den Waldbrand sein, aber eine bundeseinheitliche Standardisierung, sowohl für Taktik als auch Ausstattung, kann die notwendige Entwicklung beschleunigen.

Knorr fordert für den Brandschutz ein nationales Konzept. Er würde sich auch eine Spezialbrandeinheit für den Bund wünschen. „Ein Trupp von Männern, der für solche Fälle geschult ist und bundesweit Bereitschaft hat.“ Der Katastrophenschutz ist eigentlich Sache der Länder. 

Tagesspiegel, „Wehe, wir müssen dem Brand hinterherlaufen“ vom 22.04.2019

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