Die schwarz-weiß-Trennung ist ein regelmäßiges Thema bei der Feuerwehr, vor allem nach einem Brandeinsatz. Eine Checkliste definiert einfache Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Kontaminationen.
Für eine Einsatzkraft der Feuerwehr gehört der regelmäßige Kontakt mit Feuer und Rauch zu den Aufgaben des Berufs oder der Berufung. Natürlich ist die Häufigkeit sehr unterschiedlich. Die Bandbreite wird in der Praxis von „Feuer sehe ich alle paar Jahre“ bis „regelmäßiger Innenangriff“ gehen.
Signifikante Häufung von Krebserkrankungen
Der Kontakt vor allem mit Rauch ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus von Untersuchungen gerückt. Verschiedene Quellen berichten über eine signifikante Häufung von Krebserkrankungen bei Einsatzkräften der Feuerwehr. Dabei vermuten mehrere internationale Studien einen Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen und der Exposition gegenüber Brandrauch bei der Brandbekämpfung vermuten.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (IARC) hat in einer umfassenden die aktuelle weltweite Studienlage analysiert. Dabei kommt sie zu der Gesamtbewertung, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und Brandbekämpfung besteht. Vor allem bei Hoden- und Prostatakrebs sowie bei bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems zeigen mehrere Studien einen möglichen Zusammenhang.
Die von der IARC genannten möglichen Ursachen sind für die Feuerwehr keine Unbekannten. Als mögliche Ursache wird die Exposition gegenüber Chemikalien, die häufig im Brandrauch sowie in Brandrückständen nachweisbar sind, vermutet. Im Wesentlichen sind dies polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Dioxine, Formaldehyd oder Asbest.
Zwischenzeitlich hat sich in Deutschland eine private Organisation zur Prävention, aber auch zur Unterstützung Betroffener gebildet: weitere Informationen zur FeuerKrebs gUG finden sich auf deren Homepage.
Das Einsatzkonzept der Feuerwehr Mannheim
Viele Feuerwehren haben ihre Einsatzkonzepte und Ausstattungen bereits angepasst, sodass Hygienemaßnahmen bereits an der Einsatzstelle durchgeführt werden können. Die Feuerwehr Mannheim wurde jüngst mit dem „Feuerkrebs Award“ für das vorbildhafte Vorgehen zur Reduzierung des Krebsrisikos ausgezeichnet.
So rückt in Mannheim bei jedem Einsatz, der eine Kontamination der Einsatzkräfte erwarten lässt, ein Gerätewagen (GW-Logistik) zur Einsatzstelle aus. Mit Hilfe dieses Spezialfahrzeugs können die Einsatzkräfte ihre kontaminierte Einsatzkleidung direkt nach dem Brandeinsatz an der Einsatzstelle tauschen. Dazu führt der Gerätewagen frische Ersatzkleidung mit. Auch Waschmöglichkeiten bestehen in dem Fahrzeug.
Untersuchungen in Deutschland
Verschiedene Unfallkassen und andere Gremien in Deutschland versuchen derzeit, eine Bewertung für Deutschland vorzunehmen. Unter anderem sollen die realen Expositionen gegenüber Gefahrstoffen im Einsatz gemessen werden.
Konkrete Ergebnisse sind jedoch nicht zeitnah zu erwarten. So empfiehlt es sich, bereits jetzt einen Mindeststandard für die schwarz-weiß-Trennung bei Brandeinsätzen zu etablieren.
Die Gefahr einer relevanten Kontamination oder Exposition besteht dabei nicht nur während des „heißen“ Einsatzes, auch bei Nachlöscharbeiten oder beim Aufenthalt in kalten Brandstellen sollten Schutzmaßnahmen angewandt werden.
Checkliste für eine schwarz-weiß-Trennung im Brandeinsatz
Der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg hat eine Checkliste erstellt. Darin sind einfache Maßnahmen definiert, die an der Einsatzstelle, aber auch bei der Rückkehr ins Feuerwehrhaus beachtet werden sollten.
Während der Brandbekämpfung soll beispielsweise die Anzahl und die Aufenthaltsdauer von Einsatzkräften im Gefahrenbereich minimiert werden. Auch die sinnvolle Fahrzeugaufstellung sowie eine angemessene Schutzausrüstung sollten selbstverständlich sein. Wichtig ist sicherlich der Hinweis, dass bereits während eines Einsatzes die Vorbereitung von notwendigen Hygienemaßnahmen erfolgen kann, zum Beispiel indem Hygienematerial bereitgestellt wird oder Transportmöglichkeiten für kontaminiertes Material organisiert wird.
Die Maßnahmen nach der Brandbekämpfung sind relativ trivial. Dennoch sieht man in der Praxis häufig das genaue Gegenteil. So soll kein Fahrzeug mit kontaminierter Einsatzkleidung betreten werden. Auch ist eine zeitnahe Reinigung von Händen und Gesicht sowie ein Ablegen der Einsatzkleidung sinnvoll. Dies bedingt natürlich die Verfügbarkeit von Ersatzkleidung.
Und auch nach der Ankunft im Feuerwehrhaus müssen wichtige Abläufe etabliert sein, um eine Kontaminationsverschleppung zu vermeiden. So sollte das Duschen im Feuerwehr nach Brandeinsätzen eigentlich Standard sein. Die Praxis sieht wahrscheinlich anders aus. Auch die Reinigung von Helm und Stiefeln ist wichtig, eventuell sogar unter Nutzung von Schutzkleidung (Filtermaske, Einweghandschuhe).
Umsetzung in der Praxis
Die eigene Erfahrung sagt, dass viele der in der Checkliste genannten Maßnahmen in der Praxis belächelt werden könnten. Doch sind wir ehrlich, der Aufwand ist häufig sehr überschaubar. Das Selbstverständnis für den Gesundheitsschutz muss bei der Feuerwehr weiter ausgebaut werden. Das kann zum Beispiel erfolgen, indem Führungskräfte als gutes Vorbild vorangehen.
Die Zeiten rußgeschwärzter Gesichter müssen bei uns vorbei sein.
Habt ihr Tipps zur Umsetzung von Hygienemaßnahmen? Schreibt sie uns in die Kommentare oder per Nachricht.
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