Der Rechercheverband correctiv hat sich in einem Faktencheck mit der Aussage beschäftigt, dass Elektroautos nicht gelöscht werden können.
Auslöser für den Faktencheck war ein Beitrag bei Facebook von Juli 2019. Dieser zeigt ein brennenden Auto mit dem Schriftzug: „Den Brand eines Elektroautos kann man nicht löschen. Die Batterie muss über Tage kontrolliert ausbrennen.“
Elektro-Autos: hilft eine Gefahrenkennzeichnung?
Zur Erfassung der grundsätzlichen Gefahr hat correctiv eine Bewertung des Umweltbundesamtes eingeholt. Correctiv fasst die wesentlichen Erkenntnisse zusammen:
„Die Lithium-Ionen-Batterien, die derzeit zum Großteil im Bereich der Elektromobilität eingesetzt werden, sind nach unserer Kenntnis Batteriesysteme mit Nickel-Mangan-Kobalt- und Nickel-Kobalt-Aluminium-Anode (LNMC und LNCA). Lithium ist ein hochreaktives Metall.“ Das Material solle daher nicht mit Wasser in Berührung kommen, „da es sonst zu heftigen Reaktionen bis hin zu Bränden oder Explosionen kommen kann“.
Die Batterien sollten laut Umweltbundesamt auch keiner zu großen Hitze ausgesetzt sein oder geöffnet werden. Es drohe die Gefahr einer explosionsartigen Zündung.
Quelle: correctiv
Als mögliche Quelle der Aussage, dass Elektrofahrzeuge nicht gelöscht werden können, wird ein Artikel der Hessenschau von Februar 2019 beschrieben:
Dort wird Andreas Ruhs, Abteilungsleiter für Vorbeugung und Planung bei der Frankfurter Feuerwehr, zitiert, der sagt: „Eigentlich kann man es (das Elektroauto) nicht löschen.“ Und: „Es muss kontrolliert abbrennen oder ausbrennen.“
Quelle: correctiv
Correctiv hat zu dieser Aussage den Deutschen Feuerwehrverband um Stellungnahme gebeten. In einer Antwort wird die Aussage relativiert und auf ein Video verwiesen:
Darin wird folgende Empfehlung für das Vorgehen bei brennenden Elektrofahrzeugen ausgesprochen:
„Die Feuerwehr sollte ganz normal vorgehen. Wir nutzen unser Hauptlöschmittel Wasser, um einen hohen und schnellen Kühleffekt innerhalb des Akkus zu erzeugen und die Prozessgeschwindigkeit zu reduzieren.“ Aufgrund des entstehenden Rauches und Gases werde die normale persönliche Schutzausrüstung und Atemschutz genutzt, wie auch bei Bränden mit Kunststoffbeteiligung. „Es ist keine besondere Schutzausrüstung notwendig. Die aktuellen Standards sind ausreichend“. Man benötige allerdings mehr Wasser, weil lange gekühlt werden müsse.
Quelle: correctiv
Weiterhin wird auf ein gemeinsames Empfehlungsschreiben des Deutschen Feuerwehrverbandes, der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und verschiedener Forschungseinrichtungen von Mai 2018 (Risikoeinschätzung Lithium-Ionen Speichermedien) verwiesen. Dort wird der Einsatz von Wasser als Löschmittel, ggf. mit Zusätzen, empfohlen.
Abschließend beschreibt correctiv auch die breiten Diskussionen innerhalb der Feuerwehrwelt. Als Ergebnis wird festgehalten, dass Elektrofahrzeuge grundsätzlich gelöscht werden können, die Akkus aber grundsätzlich eine Herausforderung darstellen können.
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Foto: Symbolbild, Bild von Reinhard Thrainer auf Pixabay
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