Ein Vorauslöschfahrzeug zur Waldbrandbekämpfung soll bereits Entstehungsbrände löschen. Große Brandereignisse sollen so verhindert werden. Diese Aufgabe übernimmt in der Stadt Viersen (Kreis Viersen, Nordhrein-Westfalen) nun ein Pick-Up auf Ford Ranger:
„Er ist klein und schnell. Er ist wendig und geländegängig. Der neue Wagen der Feuerwehr Viersen mit dem Kennzeichen VIE FV 804. Der Pick-Up ist ein echtes Mehrzweckfahrzeug. Seine Hauptaufgabe wird es sein, als Vorausfahrzeug bei entstehenden Waldbränden auszurücken.
Bürgermeisterin Sabine Anemüller sagte bei der Vorstellung des neuen Autos in der Feuerwache an der Gerberstraße: „Der Klimawandel bringt uns intensivere und heißere Sommer. Entsprechend wächst die Zahl der Tage mit erhöhter bis höchster Waldbrandgefahr. Das stellt uns vor neue Herausforderungen beim Schutz unserer grünen Lungen. Ich denke da besonders an die Wälder von der Bockerter Heide bis zu den Süchtelner Höhen und an die Niersniederung.“
Die Feuerwehr Viersen hat sich intensiv mit den Fragen rund um Vegetationsbrände befasst. Wehrleiter Frank Kersbaum sagte, die Situation in der Stadt Viersen unterscheide sich grundlegend von der in Brandenburg oder auch in Brüggen. In Viersen werden die gefährdeten Bereiche intensiv von der Bevölkerung genutzt. Brände würden daher in der Regel schnell entdeckt und gemeldet.
„Unsere Aufgabe ist es dann, rasch den genauen Brandort zu finden und den Entstehungsbrand zu bekämpfen“, sagte Kersbaum. Diese Situation sei wesentlich wahrscheinlicher als ein ausgedehnter Waldbrand. „Wir brauchten also ein kleines, wendiges Fahrzeug, das schnell an den Entstehungsort des Feuers kommt und mit dem wir dort sofort eingreifen können.“ Die Erfahrungen des Jahres 2018 hätten gezeigt, dass insbesondere Großfahrzeuge mit mehr als 10 Tonnen Gewicht Schwierigkeiten hätten, jeden Ort zu erreichen.
Die Aufgaben des Vorausfahrzeugs, das zuerst an die Brandstelle fährt, übernimmt künftig ein Pick-Up auf Basis eines Ford Ranger. Das Fahrzeug kommt auf schmalen Wegen wie auf den Süchtelner Höhen schneller voran. Außerdem ist es höher gebaut, mit Allradantrieb ausgestattet und geländegängig. Mit Hilfe eines Löschmoduls mit 400 Litern Wasser und eine Hochdruck-Löschanlage kann die zwei Mann starke Besatzung des Wagens rasch mit den Löscharbeiten beginnen.
„Darüber hinaus“, ergänzte der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Viersen, Hans-Jürgen Thevessen, „erkunden die Kräfte die Anfahrtswege für die nachrückenden Einheiten. Bei größeren Szenarien kümmern sie sich auch um die Frage, wie die Wasserversorgung aufgebaut werden kann.“ Bei hoher Waldbrandgefahr werde der Wagen zudem die Streifenfahrten übernehmen, die bisher ein geländegängiges Auto ohne Löschwasser an Bord übernommen habe.
„Uns war wichtig, schnell eine einsatzfähige Lösung zu haben“, sagte der für den Feuerwehrbereich zuständige Erste Beigeordnete Christian Canzler. Nur vier Monate nach dem Entschluss, ein Vorausfahrzeug für die Waldbrandbekämpfung zu kaufen, sei der Wagen in Viersen eingetroffen. Der Vorführwagen in Feuerwehrausstattung wurde im Dezember 2018 erstmals zugelassen und erreichte die Gerberstraße mit rund 1000 Kilometern auf dem Tacho.
Die Löschanlage auf der Ladefläche ist ein spanisches Fabrikat. „Dort bestehen umfangreiche Erfahrungen mit solchen Szenarien“, ergänzte Canzler. „In Deutschland ist ein Fahrzeug dieser Art dagegen noch ein Exot.“ Das Grundkonzept habe sich in Iserlohn bereits bewährt, sei außerhalb Deutschlands weit verbreitet. „Auch Innenministerien und Städtetag empfehlen solche Systeme. Damit wird zurzeit in Deutschland weit vorne.“
Der Wagen wird der hauptamtlichen Wache an der Gerberstraße zugeteilt. Es sind auch Hauptamtler, die ihn vorwiegend fahren werden. Er wird als ergänzendes Element in die Abläufe eingebaut. Im Fall eines Feuers werden daher auf jeden Fall die hauptamtliche Wache oder freiwillige Kräfte der Feuerwehr Viersen ausrücken. Neben hauptamtlichen Feuerwehrleuten werden Kräfte der Löschgruppe Stadtmitte des Löschzugs Viersen an dem Fahrzeug ausgebildet. Die Löschgruppe bildet allgemein die ehrenamtliche Rückfallebene für die in der Hauptwache stationierten Sonderfahrzeuge.
Der Pick-Up ist aufgrund seiner Konstruktion ein echtes Mehrzweckfahrzeug. So kann das Löschmodul innerhalb einer guten Viertelstunde gegen eine andere Ausstattung getauscht werden. Wehrleiter Kersbaum: „Mit dem entsprechenden Modul haben wir zum Beispiel ein geländegängiges Fahrzeug zum Patiententransport.“ Das sei nach seiner Kenntnis im Kreis einzigartig. Eine weitere Einsatzmöglichkeit: Mit Hilfe eines Tankstellenmoduls können bei einem lange dauernden Einsatz technische Geräte und andere Fahrzeuge mit Kraftstoff versorgt werden.
Der Ford Ranger hat einen 160 PS starken Dieselmotor. Neben der Löschanlage gehören zu dem Löschmodul Feuerpatschen und ein Löschwasserrucksack mit Handpistole. Diese Ausstattung hat sich in südlichen Ländern bereits vielfach bewährt. Das Fahrzeug selbst kostete als Vorführwagen 35.000 Euro. Durch die technische Ausstattung samt des Löschmoduls liegen die Gesamtkosten knapp unter 100.000 Euro.“
Zwischenzeitlich konnte bereits die erste Bewährungsprobe gemeistert werden:
„Ein Feuer am Hohen Busch war am Mittwoch, 9. Oktober 2019, Anlass für den ersten Einsatz des neuen Vorauslöschfahrzeugs der Feuerwehr Viersen. Das Feuer wurde gelöscht, bevor es sich ausbreiten und größeren Schaden anrichten konnte. Fazit der Feuerwehr: Das Konzept mit dem neuen Wagen hat die erste Bewährungsprobe bestanden.
Die Polizei hatte am Mittwochabend die Feuerwehr Viersen zu Hilfe gerufen: Am Hohen Busch brannte in einem aus Ästen errichteten Unterschlupf ein ausgehöhlter Baumstamm. Vermutlich hatten Unbekannte hier eine Feuerstelle gebaut und diese dann verlassen, ohne sich um das Feuer zu kümmern. Die hauptamtliche Wache rückte daraufhin aus.
Der Brandort lag rund 100 Meter im Wald und war nur über einen schmalen und schlecht befahrbaren Wirtschaftsweg zu erreichen. Die beiden Feuerwehrleute in dem kleinen und geländegängigen Pick-Up fuhren in die Nähe des Feuers. Mit Hilfe des Löschrucksacks und schließlich der Hochdrucklöschanlage des Wagens beendeten sie die Gefahrenlage. Nachdem alle Glutnester beseitigt waren, übergab die Feuerwehr die Einsatzstelle an die Polizei.
Das nach dem Einsatzkonzept der Feuerwehr ebenfalls ausgerückte schwere Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) hatte währenddessen auf einem befestigten Feldweg in Bereitschaft gestanden. Nachdem der drohende Waldbrand dank des schnellen Eingriffs durch das Vorauslöschfahrzeug bereits in der Entstehungsphase bekämpft werden konnte, rückten alle Wehrkräfte wieder ein.“
Diese Fahrzeuge hat nicht jeder: Spezialfahrzeuge bei der Feuerwehr
Quellen: Stadt Viersen Meldung 1, Stadt Viersen Meldung 2
Fotos: Stadt Viersen