Zugegeben, die Überschrift ist dramatisch. Die Welt berichtet in dem Artikel „Wenn die Mieter für Todesfallen im Hausflur sorgen“ über den Brandschutz in Mehrfamilienhäusern.
Doch trotz aller Dramatik ist in dem Bericht viel Wahrheit enthalten.
Brandschutz hat in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert. Das Feuerwehrsystem ist nahezu einzigartig, aber auch im Vorbeugenden Brandschutz hat sich ein hoher Standard etabliert.
Bereits seit Jahren wird vor allem auf Bauherrenseite diskutiert, ob die Brandschutzvorschriften nicht sogar zu viele Anforderungen an Bauten formulieren. Immer wieder muss der Brandschutz herhalten als Begründung für verlängerte Bauzeiten und/oder gestiegene Kosten.
Demnächst gilt in allen Bundesländern eine Pflicht zur Installation von Rauchwarnmeldern. Und bereits jetzt ist die Anzahl der Brandtoten, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, in Deutschland eine der geringsten weltweit.
Und doch sorgen immer wieder dramatische Brände für Schlagzeilen. Oft sorgen verrauchte Rettungswege im Mehrfamilienhaus dafür, dass Bewohner durch die Feuerwehr gerettet werden müssen. Manchmal helfen jedoch auch die Maßnahmen der Brandschützer nicht mehr.
Die Welt beschreibt nun, dass häufig Bequemlichkeit die Ursache dafür ist, dass eigentlich vorhandene Vorschriften zum Brandschutz ignoriert werden. Ein Beispiel, dass sicherlich gut bekannt ist, ist der im Hausflur abgestellte Kinderwagen.
Fluchtwege, also der notwendige Flur, sind frei von Brandlasten zu halten. Doch häufig dient der Treppenraum als Abstellmöglichkeit für Fahrräder, Schuhschränke oder eben Kinderwagen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat, gemäß dem Artikel der Welt, die Zahl der Normen, die beim Bau oder der Modernisierung von Wohnhäusern eingehalten werden müssen, gezählt. Sie sind auf 3300 Vorschriften gekommen.
Und doch sind gerade in Mehrfamilienhäusern regelmäßig Verstöße festzustellen. Die Bewohner sorgen selbst dafür, dass sie im Brandfall in der Falle sitzen. Brandlasten im Flur sorgen für eine potenzielle Verrauchung des Fluchtwegs und stellen im Evakuierungsfall eventuell ein Hindernis dar, gerade bei schlechter Sicht.
Ein Zitat bringt es auf den Punkt:
„Was bei den Brandschutzbegehungen deutlich werde, sei der Konflikt zwischen dem Streben nach Sicherheit und dem Wunsch nach Bequemlichkeit, sagt Immobilienökonom Voigtländer. „Kein Mieter würde in ein Haus einziehen, wenn ihm zuvor gesagt würde, dass das Gebäude im Brandfall nicht sicher sei.“ Gleichzeitig würden die Bewohner jedoch für sich selbst und die übrigen Nutzer lebensgefährliche Fallen schaffen, um es bequemer zu haben.“ Quelle: Die Welt
Der gleiche Widerspruch ergibt sich beim Abschließen der Haustür. Mit normaler Technik lassen sich Brandschutz und Einbruchschutz nicht kombinieren. Besondere Beschläge können dafür eine Lösung sein.
Grundsätzlich ist es Aufgabe sowohl der Mieter als auch der Hausverwalter, den Brandschutz im Fokus zu behalten.
Aber auch die Kommunen und die Feuerwehren können dabei unterstützen: Brandschutzaufklärung ist in vielen Bundesländern Pflichtaufgabe. Alleine das Vermitteln eines Grundverständnisses für Brandschutz dürfte schon dafür sorgen, dass mehr sinnvolle Regelungen auch tatsächlich eingehalten werden.