Die vergangene April-Woche war für viele Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen äußerst fordernd. Gleich mehrere große Waldbrände mussten bekämpft werden. Dazu wurden zum ersten Mal in NRW neu beschaffte Außenlastbehälter durch die Polizeifliegerstaffel eingesetzt.
Doch auch am Boden waren eher ungewöhnliche Löschmaßnahmen erforderlich, so kamen gleich mehrere Wasserwerfer der Polizei und Flugfeldlöschfahrzeuge der Bundeswehr zum Einsatz.
Während Waldbrandexperten befürchten, dass das der Auftakt zu einem der schlimmsten Waldbrandjahre für NRW seit langem sein könnte, prüfen Fachleute des Forstes, wie die Bereinigung der Waldflächen von Schadholz und der Umbau zu einem Mischwald beschleunigt werden kann.
Erste Vegetationsbrände eine deutliche Warnung
Innenministerium NRW dankt Polizei und Feuerwehr für Bekämpfung von Waldbränden
Das Ministerium des Innern teilt mit: Mehrere Feuerwehren und die nordrhein-westfälische Polizei haben gemeinsam die ersten Waldbrände des Jahres bekämpft. Zum ersten Mal konnte auch die nordrhein-westfälische Polizeifliegerstaffel bei der Brandbekämpfung mithelfen. Möglich wurde das durch die neuen „Bambi Buckets“ der Polizei, die das Innenministerium im vergangenen Jahr angeschafft hatte. Dabei handelt es sich um Behälter, die außen am Hubschrauber angebracht und mit Wasser gefüllt werden, um gezielt aus der Luft Brände zu löschen. „Mit neuer Ausrüstung wird hier hocheffektiv gearbeitet. Mein Dank gilt den Einsatzkräften, die einen super Job machen. Das zeigt: Investitionen in die Ausstattung von Polizei und Feuerwehr sind notwendig und wichtig, denn sie schützen direkt das Leben und das Hab und Gut der Bürger.“
Die „Bambi Buckets“ kamen gestern (20. April 2020) bei zwei Waldbränden in der Nähe von Gummersbach und Meinerzhagen zu ihren ersten Einsätzen. Insgesamt flogen die Polizistinnen und Polizisten der Fliegerstaffel im Bereich Gummersbach 18 Durchgänge und ließen dabei insgesamt 13 Tonnen Wasser ab. Das Wasser wurde zuvor aus einer Tal-sperre entnommen. Durch den Einsatz der Polizeifliegerstaffel konnten Feuer in Bereichen des hügeligen Waldgebietes bei Gummersbach, die für die Brandbekämpfer der Feuerwehr am Boden nicht erreichbar waren, effektiv bekämpft werden. Die Polizei Köln unterstütze die Feuerwehr zusätzlich mit zwei Wasserwerfern. Ein Aufklärungshubschrauber ent-deckte außerdem einen weiteren Waldbrand im Bereich Meinerzhagen. In Abstimmung mit der Feuerwehr wurden hier fünf Löschdurchgänge geflogen, um den Brandbekämpfern am Boden zu ermöglichen, direkt an den Brandherd zu gelangen.
Seit dem vergangenen Jahr verfügt die Polizeifliegerstaffel über vier dieser Löschbehälter. Insgesamt investierte das Land 880.000 Euro in die neue Technik und die Qualifizierung der Piloten. „Bei wenig Regen und trockenen Wäldern werden Waldbrände schnell zu einer echten Bedrohung. Und wir müssen angesichts der klimatischen Veränderungen damit rechnen, dass uns dieses Problem in den kommenden Jahren immer öfter beschäftigt. Umso wichtiger war es, dass wir bereits im vergangenen Jahr in Ausstattung und Ausbildung der Polizeifliegerstaffel investiert haben. Wie lohnenswert das ist, zeigte sich gestern: Der Einsatz funktionierte tadellos, hier griff ein Rädchen in das andere“, so Reul. Insgesamt waren gestern drei Hubschrauber der Polizei zur Brandbekämpfung und Aufklärung im Einsatz. Zu Waldbränden, bei denen Feuerwehr und Polizei ausrücken mussten, kam es unter anderem auch in den Kreisen Düren, Heinsberg, Olpe und Viersen. Bereits heute unterstützte die Flieger-staffel die Feuerwehr wieder bei einem Brand im Gebiet Niederkrüchten an der Grenze zu den Niederlanden.
Die Fliegerstaffel der nordrhein-westfälischen Polizei (Funkrufname Hummel) fliegt durchschnittlich rund 2.000 Einsätze pro Jahr über ganz Nordrhein-Westfalen und ist an den Flughäfen Düsseldorf und Dort-mund stationiert. Seit 2017 wurde die gesamte Hubschrauberflotte gegen sechs neue Maschinen des Typs Airbus H 145 für knapp 65 Millionen Euro ausgetauscht. Die Besatzung eines Hubschraubers besteht aus zwei Piloten und einem Operator, der Foto-, Film- und Videoaufnahmen fertigt oder auch die Wärmebildkamera bedient.
Quelle: Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen
Vorläufige Waldbrandbilanz: Weiterhin akute Gefahr
In mehreren Waldgebieten in Nordrhein-Westfalen haben in den letzten Tagen Waldbrände gewütet. Betroffen waren vor allem die Stadt Gummersbach sowie die Kreise Viersen, Olpe und Düren. Grund war vor allem die anhaltende Trockenheit in den letzten Wochen. Starker Wind entflammte einzelne Brände wieder.
Umweltministerin Ursula Heinen-Esser tauschte sich am Donnerstag vor Ort an der Brandfläche in Gummersbach mit den beteiligten Einsatzstellen aus: „Es sind traurige Bilder, vor solchen zerstörten Wäldern zu stehen, die noch vor einigen Tagen wichtige Waldfunktionen für unsere Gesellschaft erfüllt haben. Mein Dank gilt der Feuerwehr und Polizei, den Forstleuten und allen beteiligten Einsatzkräften, die hier noch Schlimmeres verhindert haben.“ Die Ministerin rief erneut zur Vorsicht und Wachsamkeit im Wald auf: „Es liegt an uns, achtsam mit dem Wald umzugehen und die Regeln im Wald einzuhalten. Ein kleiner Funke kann verheerend sein.“
Das Land hat zugesagt, eine schnelle Wiederbewaldung der Schadflächen zu unterstützen. „Die Waldbäuerinnen und Waldbauern kämpfen derzeit noch mit den großen Schäden durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer. Jetzt kommen die Waldbrände erschwerend hinzu. In dieser Situation unterstützen wir nach Kräften bei der akuten Schadenbewältigung der Wiederbewaldung“, so Ministerin Heinen-Esser. Ziel sind vielfältige und klimastabile Mischwälder. Diese sind ökologisch wichtig und gleichzeitig weniger waldbrandgefährdet.
Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: „Wir sind in der Waldwirtschaft durch die Folgen des Klimawandels schon seit zwei Jahren in einer Ausnahmesituation. Stürme, Dürre und in der Folge Borkenkäfer. Jetzt kommen Waldbrände, die wir in NRW in diesem Umfang nicht gekannt haben dazu. Unsere Forstleute müssen den bereits begonnenen Umbau zu Mischwäldern, die an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst sind, engagiert fortsetzen. Das ist gleichzeitig auch Vorbeugung mit Blick auf die klimabedingt größer werdende Waldbrandgefahr in NRW.“
Umweltministerium und Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen warnen vor akuter Waldbrandgefahr. „Die allermeisten Waldbrände haben menschliche Ursachen. Alle gemeinsam müssen wir sehr wachsam sein. Gerade jetzt im Frühjahr. Denn vor dem Laubaustrieb kann die Sonne Gräser und Äste am Boden ungehindert austrocknen“, erläutert Kay Boenig, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land.
Die Witterung macht es zwingend erforderlich, dass sich wirklich alle Besucher im Wald umsichtig und aufmerksam verhalten und sich an die Regeln halten. Es reicht schon eine kleine Unachtsamkeit. Ein Funke kann verheerende Auswirkungen haben. Wer gegen die Regeln verstößt, riskiert das Leben von Mensch und Tier und setzt die Natur aufs Spiel. Das heißt insbesondere: Kein Rauchen und keine offenen Feuer im Wald, auch keine Glasflaschen zurücklassen, die zu Brenngläsern werden können. Waldzufahrten sollen zudem für Rettungsfahrzeuge freihalten werden.
Der Großbrand auf dem Hömerich bei Gummersbach ist am Montag (20. April 2020) ausgebrochen und hat nach aktuellen Schätzungen etwa 50 Hektar Wald zerstört. Betroffen sind circa 20 vor allem kleinere Waldbesitzerinnen und -besitzer. Durch die gute Zusammenarbeit von Feuerwehr, Polizei, Forst und weiteren Einsatzkräfte konnte er unter Kontrolle gebracht werden. Forst- und Feuerwehrleute hatten unter anderem Brandschutzschneisen angelegt, um eine weitere Ausbreitung der Brände zu verhindern. Aktuell laufen Nachkontrollen, um noch vorhandene Glutnester zu löschen. Durch starken Wind mit wechselnden Richtungen wurden die Löscharbeiten massiv erschwert. Um ein Wiederaufflackern versteckter Brandherde überwachen zu können, hat das Regionalforstamt Bergisches Land das Gebiet per Allgemeinverfügung bis zum 03. Mai gesperrt.
Quelle: Pressestelle des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, 2020
Bundeswehr-Feuerwache Köln unterstützt bei Waldbränden
Zwei Waldbrände in Nordrhein-Westfalen haben am Mittag des 20. April zwei Großeinsätze der Feuerwehr ausgelöst. In Wenden im Kreis Olpe standen 30.000 Quadratmeter Wald in Flammen, in Gummersbach-Strombach brannten 35 Hektar Wald. Insgesamt 650 Feuerwehrleute waren zwei Tage im Einsatz. Um Amtshilfe wurde auch die Bundeswehr-Feuerwache Köln gebeten. Die unterstützte mit fünf Kameraden, zwei Flugfeld-Löschfahrzeugen und einem Einsatzleit-Kfz.
Nachdem uns die Kreisleitstelle Gummersbach am Montag alarmiert hatte, rückten wir mit zwei Großfahrzeugen und unserem Einsatzleitfahrzeug aus“, berichtete Brandrat Christoph Pelz, Leiter der Bundeswehr-Feuerwache in Köln-Wahn. Vom Bereitstellungsraum Bellingroth an der A4 wurden die Löschfahrzeuge der Bundeswehr in den Einsatzabschnitt Strombach gelotst. Die meterhohen Flammen bedrohten ein Wohngebiet und einen Bauernhof. Die große Trockenheit der letzten Tage hatte die Waldbrandgefahr massiv erhöht, starke Winde begünstigten zudem eine rasante Ausbreitung des Feuers. „Unser Einsatzauftrag war die Sicherung des Bauernhofes sowie das Verhindern der Ausbreitung der Flammen in eine Tannen-Schonung“, so Pelz.
Das Bundeswehr-Flugfeldlöschfahrzeug Schwer übernahm die Brandbekämpfung direkt an der Brandstelle in der Tannenschonung. Das Löschfahrzeug Mittel übernahm die Sicherung des Bauernhofes, wässerte den Boden und den Baum-Bewuchs in direkter Umgebung. Außerhalb des vorhandenen Schotterweges war das Befahren des Waldgeländes für die beiden Großfahrzeuge der Bundeswehr nicht möglich. „Ein direktes Angreifen der Flammen war aufgrund mangelnder Schlauch-Kapazitäten daher nicht sinnvoll und zielführend“, informierte Pelz. „Daraufhin stellten unsere Kameraden die Wasserversorgung im Pendelverkehr zwischen Hydranten und Schadensgebiet sicher.“
Durch die Entwicklung großer Rauchwolken wurden die Bewohner des Bauernhofes und einer angrenzenden Wohnsiedlung sicherheitshalber evakuiert. Zudem unterstützten Wasserwerfer der Bundespolizei und zwei Polizei-Hubschrauber bei der Brandbekämpfung. Nach Einbruch der Dunkelheit entschied die Einsatzleitung die Bundeswehr-Feuerwehr abzuziehen, da ein sicheres Befahren des Waldgebietes nicht mehr möglich war. Am Dienstag hatten die Einsatzkräfte der Feuerwehr die Waldbrände weitestgehend unter Kontrolle, aktuell werden jedoch noch einzelne Glutnester bekämpft. Insgesamt sind 50 Hektar Wald abgebrannt. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
Quelle: Bundeswehr
Titelfoto: Symbolbild
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